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Wie erstelle ich eine Saatgubibliothek? Schritt-für-Schritt

Zuallererst ist es gut zu wissen, dass die Erstellung einer Saatgutbibliothek keinen festen Regeln folgen muss. Der Stand und das Vorgehen können individuell gestaltet werden. Auch der bestmögliche Zeitpunkt zum Start des Projekts ist unterschiedlich. Diese Anleitung beschränkt sich auf unsere Erfahrung und wir empfehlen dir, dass du dich nach weiteren Vorgehensweisen umschaust (auf englisch sind mehr Anleitungen zu finden) oder Videos zum Thema anguckst. Die Punkte sind nur in einer groben Reihenfolge, da viele von ihnen gleichzeitig und abhängig voneinander stattfinden.

  1. Finde einen öffentlichen Ort für deine Saatgutbibliothek.
       
    In welchem Ort könnte das Projekt auf Interesse stoßen?
        Gibt es dort eine Bibliothek oder andere frei zugängliche Gebäude?



2. Kläre, wer sich um den Aufbau, die Instandhaltung und den   “Vertrieb” kümmern wird. 

Wer ist vor Ort und hat ein wenig Zeit für das Projekt? 



3. Die richtigen Samen und dein Ziel:

Die Samen müssen samenfest und möglichst sortenrein sein, um den Grundgedanken des Erhalts der Merkmale zu erfüllen. Wenn du mit diesen Eigenschaften nicht vertraut bist, informiere dich bitte! Ansonsten steht es dir frei zu wählen, ob du bienenfreundliche Blumen, Gemüse, Kräuter, alte Sorten, regionale Sorten, etc. anbieten möchtest. Wir empfehlen zu Beginn anfängerfreundliche und einjährige Sorten. 


4. Die Samen bekommen.

    Dieser Punkt ist ein wenig knifflig und es gibt mehrere Möglichkeiten:

a) Ich bediene mich eines Budgets oder rufe nach Geldspenden auf, um genau die Samen zu kaufen, die ich verbreiten möchte. (Das hat außerdem den Vorteil, dass man Initiativen, die sich für den Schutz und die Verbreitung bestimmter Sorten einsetzen, unterstützen kann)

b) Ich rufe nach Saatgutspenden auf. Das kann erfolgreich sein, bedarf aber einer größeren Vorlaufzeit, die richtige Saison und ausreichend Aufrufe, dass die Bürger*innen auch von der Aktion mitbekommen. 

c) Ich höre mich im Bekanntenkreis um, frage bei Initiativen, Kleingärtnervereinen und Unternehmen nach und starte zusätzlich öffentliche Aufrufe. (Das hat den Nachteil, dass es lange dauern kann bis man Samen bekommt, man nicht das gewünschte Saatgut bekommt oder gar keine Spenden eingehen, aber es ist kostenlos)

5. Die richtigen Informationen.
Nachdem du dein Saatgut gesammelt oder gekauft hast ist es wichtig den Bürger*innen Anleitungen und Informationen über das Saatgut mitzugeben. Überlege dir, ob du eine eigene Infoseite, Flyer o.Ä. erstellst, wo beschrieben ist, was das für Saatgut ist, wie es sich gegenüber anderen Pflanzen verhält (Kürbisse und Zucchinis neigen beispielsweise zu Kreuzungen, wodurch sie giftig werden können) und wie es anzubauen ist. Zusätzlich solltest du Informationen bereitstellen, wie man Saatgut richtig trocknet.

6. Wie soll die Saatgutbibliothek aussehen? 

 Verpacke ich das Saatgut in gebastelten oder gekauften Tüten?

Stelle ich das Saatgut in Gläsern zur Verfügung und jede*r soll einen eigenen  Behälter mitbringen? 

Stelle ich Bücher zum Thema und Gartengeräte zum Stand hinzu?

Ist der Stand ein Regal, eine selbstgebaute Kiste oder benutze ich etwas ganz anderes? 

7. Wie soll die Ausleihe ablaufen?

Normalerweise dürfen alle Bürger*innen ohne eine Mitgliedschaft in der Bibliothek zu haben, Samen ausleihen.

Wie stelle ich sicher, dass die Leute das Saatgut wieder zurückbringen?
Du kannst eine Liste erstellen, in die Leute ihren Namen, das ausgeliehene Saatgut und eine Kontaktmöglichkeit angeben. Eine andere Möglichkeit wäre es Barcodes auf die Saatguttüten zu drucken, diese einzuscannen und den Namen dann in ein System einzugeben. Alternativ kann man auch darauf vertrauen, dass die Bürger*innen das Saatgut zurückbringen und sie über die Notwendigkeit dessen genügend auklären. 

Wie viele Tüten/Samen dürfen mitgenommen werden? 

8. Werben.

Je nachdem, ob man Spendenaufrufe startet oder nicht, verschiebt sich der bestmögliche Zeitpunkt ein Zeitungs- oder Radiointerview zu geben. Dennoch sollte sichergestellt werden, dass die Leute rechtzeitig (wenn Saatgut vorhanden ist, vor der Aussaat) von der Saatgutbibliothek mitbekommen. Das kann durch die Zeitung, das Radio, das Fernsehen, die Bibliothekswebsite oder andere social media/Internetseiten geschehen.

9. Partnerschaften und finanzielle Unterstützung. 

Möchte ich eine Partnerschaft mit einer Organisation, Initiative oder Privatperson eingehen?
Dies kann den Vorteil haben, dass gemeinsam Events zum Thema Gärtnern oder Saatguttrocknen organisiert werden können und man eine Ansprechperson vom (ökologischen) Fach hat. Es kann außerdem hilfreich sein sich mit Leuten in Verbindung zu setzen, die organisatorische Erfahrungen haben.
Um finanzielle Unterstützung zu bekommen, muss man Zeit einplanen. Man kann sich dafür zum Beispiel bei der Bingo Umweltlotterie bewerben.


10. Wenn man Budget zur Verfügung hat:

Kaufe ich damit Samen? Erstelle ich damit Flyer? Kreiere ich ein Logo oder Saatguttüten, die auf meine Saatgutbibliothek zurückzuführen sind? Kaufe ich Bücher oder Werkzeug? 


11. Feier deine Erfolge!

Ein Projekt kann sehr stressig sein und manchmal vergisst man sich die Zeit zum Zelebrieren zu nehmen. Es kann sein, dass im ersten Jahr nicht so viele Samen zurückkommen wie erhofft, lass dich davon nicht entmutigen und starte wenn nötig neue Aufrufe. Im Winter kannst du außerdem eine “Winterpause”, also einen Entnahmestopp einlegen, falls du das Gefühl hast, dass deine Saatgutbibliothek sonst leer wird.


Ich hoffe, dass diese Tipps und Fragen dir bei der Erstellung einer (oder mehrere) Saatgutbibliotheken helfen und du damit wertvolle ökologische, soziale und politische Ziele erreichst. Außerdem steht dir noch ein Dokument zur Verfügung, wie du die Saatgutbibliothek erweitern kannst, wenn sie erstmal erstellt wurde. 
Zuletzt möchte ich betonen, dass dies keine Garantie für Erfolg ist und diese Anleitung rein auf unserer Erfahrung beruht.

Viel Erfolg und viel Spaß!
Das Saatgutbibliotheken Niedersachsen- Team 

Verfasst von: Paulina

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Veröffentlicht von saatgutbibliothekenniedersachsen

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